Konservierende Zahnheilkunde: Wichtigste Säule moderner Zahnmedizin
Zur konservierenden Zahnheilkunde (Zahnerhalt) gehören auch die Parodontologie (Parodontosebehandlung) und die Endodontie (Wurzelbehandlung). Jeder Zahnarzt sollte sich immer für den Erhalt der Zähne einsetzen. Denn Zahnersatz ist eben nur Zahnersatz und nicht mehr der eigene Zahn.
Moderne Füllungsmaterialien und neue Behandlungstechniken ermöglichen substanzschonende restaurative Zahnheilkunde
Im folgenden möchte ich Ihnen die unterschiedlichen Füllungsmaterialien mit ihren Vor- und Nachteilen näher erläutern. Denn in der "Plombe" steckt heutzutage weit mehr als bloß ein bißchen "Plastik". Die Themen Parodontaltherapie und Wurzelkanalbehandlung finden Sie auf gesonderten Seiten.
Kunststofffüllung und Zahnsubstanz: ein unzertrennlicher Verbund
Um eine Zahnfüllung im Zahn zu verankeren gibt es zwei Möglichkeiten.
1. Mechanischer Verbund: Die noch weiche Füllung wird in den Zahn gestopft. Im Zahn wurde vorher durch das Bohren ein Unterschnitt angelegt. Die Füllung "verkeilt" sich, nachdem sie festgeworden ist, im Unterschnitt und bleibt fest im Zahn verankert.
2. Chemischer Verbund: Es kommt durch spezielles Vorbereiten mit allerlei Mittelchen zu einem echten chemischen Verbund zwischen der Zahnsubstanz und dem Füllungsmaterial.
Diese Technologie ist vergleichbar mit der Verbundbauweise wie sie zum Beispiel beim Automobilbau oder auch im Flugzeugbau zum Einsatz kommen. Der Zahn wird dadurch nicht zusätzlich durch die oben genannten Unterschnitte geschwächt, sondern wird durch den Klebeverbund sogar noch zusätzlich stabilisiert.
Composite: Ein Meilenstein Richtung Zahnerhalt
Composite sind moderne zahnfarbene Füllungsmaterialien. Sie sind heute sicherlich die erste Wahl als Amalgamersatz bei Füllungen kleiner bis mittlerer Größe. Das Material wird portionsweise in den Zahn eingebracht und zwischenzeitlich immer wieder mit einem besonderen Licht ausgehärtet (polymerisiert). Dadurch dauert das Füllen im Vergleich zu den herkömmlichen Füllungen deutlich länger. Ist die Portion nämlich zu groß, kann es sein, dass das Composite nicht richtig fest wird. Außerdem schrumpft sonst das Material beim Festwerden zu stark. (Randspaltbildung!)
Materialschrumpfung durch richtige Schichttechnik gut kontrollierbar
Durch das Härten von kleinen Portionen lässt sich das Schrumpfen kontrollieren und die Qualität der Füllung somit deutlich verbessern. Während der ganzen Verarbeitung darf das noch weiche Material keinesfalls feucht werden sonst ist die Füllung nachher nicht richtig dicht. Das heißt, dass der Patient recht geduldig den Mund offen halten muss....Im Vergleich dazu war die Amalgamfüllung seinerzeit ruckzuck im Zahn.
Auch große Defekte können adhäsiv mit Compositen versorgt werden
Durch die Verbesserungen der Compositematerialien in den letzten Jahren sind auch große Compositefüllungen möglich geworden. Die Gestaltung einer großen, der Zahnanatomie entsprechenden Kaufläche im Mund ist schwierig und erfordert vom Behandler unter den beengten Verhältnissen in der Mundhöhle großes Geschick. Es liegt daher im Ermessen des jeweiligen Behandlers, ob er große Composite-Restaurationen selbst im Mund anfertigen möchte, oder ob es gegebenenfalls besser ist, dem Patienten eine unter Idealbedingungen im zahntechnischen Labor angefertigte Teilkrone aus Keramik oder einem Hochleistungspolymer einzusetzen.
Composites lassen sich auch nach vielen Jahren im Mund gut reparieren
Verfärben sich im Laufe der Jahre die Ränder der Füllung oder hat sich an den Rändern Karies gebildet, kann man eine Compositefüllung auch reparieren. Nachdem die Füllung durch einen Mini-Sand-Strahler angerauht und mit Klebevermittler entsprechend vorbereitet wurde, kann neues Füllmaterial an die alte Füllung dauerhaft angesetzt werden. Dadurch entfällt das vollständige Entfernen der alten Füllung wie es früher notwendig war. Ein großes Plus also für die Schonung von Zahnsubstanz.
Nachteilig ist die geringere Härte im Vergleich zu laborgefertigten Restaurationen
Bei allen Vorteilen darf man aber auch die Nachteile nicht unter den Tisch kehren. Composite haben nicht die Härte von Materialien wie Gold oder Keramik. Der Abrieb beim Kauen ist daher stärker. Man kann das in etwa mit Hart- und Weichgummireifen in der Formel1 vergleichen. Beim weichen Reifen ist das Profil schneller "runter".
Was ist minimalinvasive Füllungstherapie ?
MInimalinvasiv bedeutet in diesem Zusammenhang maximale Substanzschonung. Die verwendeten Instrumente sind extra für diese Art der Versorgung konzipiert. Sie sind wesentlich kleiner und graziler als herkömmliche Instrumente zur Füllungstherapie. Man versucht über einen möglichst kleinen Zugang im Zahnschmelz unterminierend zu arbeiten und die Karies so zu entfernen. Durch den Einsatz schwingender Instrumente auf Ultra-schallbasis werden die Nachbarzähne geschützt. Das Füllen des Defektes erfolgt dann besonders fließfähigen Compositen, sodass auch alle Bereiche des Defektes sicher verschlossen werden.
Hat die Amalgamfüllung ausgedient?
Es werden heute deutlich weniger Amalgamfüllungen gelegt, als das noch vor 10 Jahren der Fall war. Die Patienten wünschen in der Regel Alternativen zur Amalgamfüllung. Es gibt jedoch noch einige wenige Indikationen, wann eine Amalgamfüllung sinnvoll sein kann. Wir verwenden in unserer Praxis nur noch in solchen, absoluten Ausnahmefällen Amalgam.
Zement für langlebige Füllungen im Seitenzahnbereich nicht geeignet
Glasionomer-Zement ist ein mineralischer Zement, der als Füllungsmaterial im Backenzahnbereich sowie bei Zahnhalsfüllungen oder Aufbauten vor Zahnersatz mit Kronen oder Brücken Anwendung findet. "GIZ" ist preiswert und gut zu verarbeiten. Er dichtet den Zahn lange ab, weist allerdings einen raschen Verschleiß im Bereich der Kauflächen auf. Die Anatomie der Kaufläche kann daher nicht dauerhaft mit diesem Material restauriert werden. Für sehr große Füllungen ist Glasionomerzement nicht geeignet. Für das Einzementieren von Kronen, Brücken,Teleskopen oder Teilkronen auf Metallbasis ist Glasionomerzement aber perfekt geeignet.
Compomere haben kariesprotektive Wirkung
Auf die Materialeigenschaften der Compomere bin ich im Kapitel Kinderbehandlung umfassend eingegangen. Im Erwachsenengebiss eignen sich Compomere vor allem für Zahnhalsfüllungen. Für die Versorgung von Patienten mit hohem Risiko für Wurzelkaries sind Compomere durch ihre Fluoridabgabe geradezu ideal. Wurzelkaries tritt häufig bei Patienten mit Mundtrockenheit und freiliegenden Zahnhälsen auf.
Inlays und Teilkronen aus Gold: Garant für jahrzehntelange Haltbarkeit
Goldrestaurationen sind nahezu unverwüstlich und halten im Vergleich zu anderen Materialien mit Abstand am längsten. Die Vorteile der Goldversorgungen liegen auf der Hand: langlebig, bioverträglich, perfekter Randschluss, kein Abplatzen von Verblendungs-material, einzigartige anatomische Kauflächengestaltung und sichere Zementierung. Ich sehe tagtäglich noch Goldteilkronen von meinen Praxisvorgängern, die sich zum Teil seit über 40 Jahren (!) im Mund der Patienten befinden. Das muss "moderne" Vollkeramik erst einmal leisten. Die in meinen Augen einzigen Nachteile einer Goldversorgung sind die Farbe sowie der derzeitig recht hohe Goldpreis. Da der Patient von heute meistens eine zahnfarbene Versorgung wünscht, werden diese Spitzenversorgungen aus Gold aber kaum noch verlangt.
Keramikinlays und Keramikteilkronen: metallfreie Restaurationen für perfekte Ästhetik
Wenn die Indikation richtig gestellt wird, sind Keramikteilkronen und Keramikinlays auch sehr langlebig. Keramik ist kaum vom natürlichen Zahn zu unterscheiden und als Werkstoff absolut bioverträglich. Restaurationen aus Vollkeramik werden mit einem Kleber im Zahn befestigt. Dieser Kleber darf jedoch keinesfalls nass werden, da sonst der Klebeverbund beeinträchtigt ist. Ist die absolute Trockenlegung in tief unter dem Zahnfleisch gelegenen Defektbereichen nicht gewährleistet, sollte vom Zahnarzt eine alternative Versorgungsform gewählt werden.
Regelmäßige Kontrolle vollkeramischer Restaurationen unbedingt notwendig
Sonst kann, vom Patienten unbemerkt, eine neue Karies im Randbereich der Teilkrone entstehen. Werden die Routineuntersuchungen vom Patienten nicht regelmäßig wahrgenommen, ist der Zahn im Falle von Zahnschmerzen nur noch durch eine Wurzelkanalbehandlung zu retten. Trotz der hohen Bioverträglichkeit der Keramik selbst, darf man aber nicht außer Acht lassen, dass der erforderliche Kunststoffkleber nicht die gleiche Bioverträglichkeit aufweist wie die Keramik. Es werden zwar nur sehr kleine Mengen an Kleber benötigt, doch darüber sollte man den Patienten zumindest aufklären.
Zirkonkronen als Alternative zur keramischen Teilkrone
Eine Alternative zur Keramikteilkrone kann eine vollkeramische Krone auf Zirkonbasis sein. Diese wird im Gegensatz zur keramischen Teilkrone mit einem gegen Feuchtigkeit unanfälligen Glasionomerzement einzementiert. Allerdings muss für eine Krone mehr Zahnhartsubstanz geopfert werden. Statt des Keramikinlays kann im Falle tief unter dem Zahnfleisch gelegenen Defektgrenzen ein Zahn ebensogut auch mit einer Compositefüllung versorgt werden. Dies ist zwar etwas zeitaufwendiger, aber die Trockenhaltung ist durch das für die Füllung notwendige "Förmchen" durch den Zahnarzt besser kontrollierbar.
Kariesinfiltration
Stellt sich im Rahmen einer Kariessuchaufnahme (Bissflügel-Aufnahme) heraus, dass sich im Zahnzwischenraum eine Karies gebildert hat, kann, sofern nur der äußere Schmelz-bereich betroffen ist, eine Kunststoff-Tiefenversiegelung mit der Kariesinfiltrations-Technik durchgeführt werden. Mit einem speziellen "Transportsystem" wird der Kunststoff an Ort und Stelle gebracht. Ein Aufbohren des Zahnes, um an die kariöse Stelle zu gelangen, erübrigt sich. Substanzschonender geht es wohl kaum. Auch für weiße initiale kariöse Stellen im Zahnhalsbereich (white spots) kommt diese innovative Technik erfolgreich zur
Anwendung.
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